Moderne Trainingsmethoden im Fokus
Neue sportliche Ausrichtung nimmt Gestalt an - Interview mit Helmut Prellinger
Szabi Geleta, Gerold Petermair, Helmut Prellinger, Hans Trauner
Kommentar zur aktuellen sportlichen Situation
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Mit dem ESK ging es in den letzten 10 Jahren sportlich bergab. Die Kampfmannschaft verabschiedete sich aus der Landesliga und aus dem Nachwuchs konnten nur punktuell Stammspieler für die Erste rekrutiert werden.
Selbstverständlich haben es während dieser Zeit rund um den ESK viele gewusst, dass es so nicht geht und auch wie man es besser machen kann.
Wie so oft im Leben, werden aber diese Dinge hinter vorgehaltener Hand diskutiert oder im Wirtshaus in an Weisheit grenzenden Wortspenden zum Besten gegeben. Leider verpuffen diese Wirtshausweisheiten sofort im blauen Dunst des Raucherbereichs oder spätestens dann, wenn es gilt, nicht nur g’scheit daher zu reden, sondern aus der Deckung herauszukommen und in den proaktiven Arbeitsmodus umzuschalten.
Vor genau zwei Jahren haben wir uns dafür entschieden, nicht wie ein Verein der 7. österreichischen Leistungsstufe zu denken und zu handeln, sondern moderne Strukturen zu schaffen und anzuwenden.
Nachdem der Fokus zunächst auf den wirtschaftlichen Bereich gerichtet war, wird nun der sportliche Bereich reformiert. Wir werden eigene Spieler aus unserem Nachwuchs forcieren und mittels professioneller Trainingsmethoden verbessern und mit ihnen höhere Spielklassen anstreben (weitere Infos im Newseintrag vom 10.02.2015 hier).
Diese modernen Trainingsmethoden werden garantiert erst mittelfristig greifen, aber schon nach wenigen Wochen ist durch das positive Feedback der beteiligten Trainer und Spieler erkennbar, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ob’s wirklich klappt, wissen wir in zwei bis drei Jahren – und egal wie’s enden wird: die Einflüsterer werden wir wieder sagen hören: „Ich hab’s ja gleich gewusst….“
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Interview mit Helmut Prellinger
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Eine zentrale Rolle in diesem Konzept nimmt Helmut Prellinger ein. Wir freuen uns, seine jahrelange Erfahrung in vielen Bereichen des Fußballs und darüber hinaus als Experte für Sportmentalcoaching und Motivation nutzen zu dürfen.
Im ersten Jahr der Zusammenarbeit (er hat die Ausbildungsmodule für unsere Nachwuchstrainer geleitet) konnten wir uns gegenseitig etwas 'beschnuppern' und haben mit ihm jetzt das folgende Interview geführt:
ESK: Was veranlasst einen Mann wie Sie bei einem Verein der 1. Klasse wie dem Ennser Sportklub mitzuarbeiten und welche Möglichkeiten (Spielklasse) sind in Enns auf Sicht gesehen gegeben?
H. Prellinger: Grundlegend mache und sehe ich für mich und meine Arbeit keine Unterschiede, in welcher Leistungsklasse der Verein, mit welchem ich arbeite, spielt. Bedeutend dafür ist eine Reflexion der verwendeten Methoden aus dem Profifußball und folgend diese mit Maß und Ziel in den Amateurbereich zu manifestieren.
Entscheidende Faktoren sind für mich primär die Rahmenbedingungen, Strukturen- und Steuerungsgruppen sowie die Bereitschaft des einzelnen Spielers und der Mannschaft, sich weiterentwickeln zu wollen und an und mit sich arbeiten zu lassen.
Ausschlaggebend und ein motivationaler Faktor für meine Arbeit in einem Verein ist die gemeinsame Zielperspektive und das Arbeiten nach einem effektiven Konzept.
Wenn ich die Einwohnerzahl der Stadt Enns, die Infrastruktur, die Zielsetzung und das Engagement der Steuerungsgruppe, sowie die Nachwuchsarbeit mit anderen vergleichbaren Vereinen gegenüberstelle, so sehe ich in einigen Jahren den ESK in der Landesliga (5. Spielklasse).
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ESK: Was ist Ihre Zielsetzung mit dem ESK und wie ist die Zusammenarbeit mit dem Trainerstab?
H. Prellinger: Vorrangig ist eines meiner Ziele, den Spielern bewusst zu machen, dass sich ihre Einstellung vom 1.Klasse-Fußballer zum Landesliga-Fußballer in mehreren Bereichen verbessern und verändern muss und sie gezielt an ihren Stärken arbeiten müssen und nicht entwicklungsresistent werden bzw. bleiben.
Gelingt es uns, den einzelnen Spieler weiterzuentwickeln, wird sich auch Gesamtgesehen die ganze Mannschaft weiterentwickeln und somit die Gesamtleistung gesteigert.
Die Bereitschaft des Trainerteams sich ständig weiterzuentwickeln ist beim ESK gegeben und wirkt auch positiv auf alle Mannschaften des Vereins aus.
Dem Team ist bewusst, sich immer wieder Neuem öffnen zu müssen um Erfolg zu haben und der raschen Entwicklung des Fußballs folgen zu können.
Außerdem verdient sich das Kapital des Vereines, die Spieler nach den neuesten Methoden und Wissensständen trainiert zu werden.
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ESK: Ihrer Meinung nach: Werden sich die Trainingsmethoden in Richtung Individualtraining und Positionstraining verändern?
H. Prellinger: Wollen wir den einzelnen Spieler weiterentwickeln, ist es ein Muss über die Stärken und Schwächen des Spielers Bescheid zu wissen. Dazu dienen einerseits der regelmäßige Austauschs des Trainerteams sowie Beobachtungen während des Spieles mit Hilfe von Videoanalysen.
Es ist daher unsere Aufgabe, aufgrund der Aufzeichnungen gezielt die Stärken und Schwächen eines Spielers aufzuzeigen und mit diesen zu arbeiten. Wollen wir dem Ausdruck „gezielt“ gerecht werden, ist dies im normalen Mannschaftstraining nur äußerst bedingt möglich und genau deshalb legt der ESK vermehrt und intensiv sein Augenmerk auf das Individualtraining bzw. Positionstraining.
Beispielweise führt ein Innenverteidiger bei dreimaligen Mannschaftstraining ca. 15 Kopfbälle durch, so erfährt dieser wöchentlich bei intensiven Individualtraining zwischen 60 und 100 Kopfbälle.
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ESK: Wie wichtig sehen Sie Individualtraining und Positionstraining im Nachwuchs und ab wann macht das Sinn?
H. Prellinger: Sobald sich das Trainerteam sicher ist, auf welcher Position der Spieler seine Stärken am besten einsetzen kann, ist es wichtig, individuell diesen Spieler darin zu fördern, denn nur durch eine hohe Wiederholungszahl wird der Spieler seine Stärken noch effektiver weiterentwickeln.
Es ist auch sehr wichtig, unabhängig von der Tabellensituation den Spieler dort spielen zu lassen, wo wir diesen in naher und ferner Zukunft im Erwachsenenbereich einsetzen wollen.
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ESK: Was braucht ein Talent um ein "Großer" zu werden?
H. Prellinger: Ganz klar lässt sich das für mich mit einigen Wörtern ausdrücken:
Disziplin, Wille, Kritikfähigkeit, Aufnahmefähigkeit, Geduld, Vertrauen der Bezugspersonen und eine richtige Dosis an Distanz zu den Eltern.
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ESK: Zum Abschluß noch: Wie sehen Sie die Möglichkeiten, dass sich Österreich für die EM qualifiziert?
H. Prellinger: Betrachte ich die Entwicklung der Nationalspieler im In- aber auch vor allem im Ausland, wird es für die anderen Länder sehr schwer werden, Österreich an der Qualifikation zur EM zu hindern.
Es wäre für den österreichischen Fußball und deren Entwicklung ein wichtiger Schritt nach vorne.
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DANKE FÜR DAS INTERVIEW.